Auszug aus:
Ein Fund der Dünnstacheligen Armleuchteralge (Chara tenuispina)
von Erhard Bolender und Uwe Raabe.
BNO Jahresheft 2021, S. 38-40.
Die Armleuchteralgen (Characeae) nehmen innerhalb der großen Gruppe der Algen eine gewisse Sonderstellung ein. Schon dem ersten Anschein nach erinnern sie meist eher an Phanerogamen als an „typische“ Algen. Chara tenuispina gehört zu den leicht kenntlichen Armleuchteralgen-Arten und kann eigentlich nur im vegetativen Zustand mit Chara aspera verwechselt werden, sehr jung bei flüchtiger Betrachtung auch mit jungen Exemplaren von Chara hispida.
Als wärmeliebende Art (Sommerwärme!) erreicht Chara tenuispina in Deutschland die nordwestliche Verbreitungsgrenze und war hier schon immer sehr selten. Etwas häufiger wird die Art erst in Polen (GABKA 2007) und am Neusiedler See ganz im Osten Österreichs.
In Deutschland galt Chara tenuispina lange als verschollen und wurde erst 1986 am Bodensee wieder aufgefunden (KRAUSE & GRÜTTNER 1990). Dieses Vorkommen gilt inzwischen aber auch schon längst wieder als verschollen. Aktuell sind aus Deutschland überhaupt nur noch zwei kleine unbeständige Vorkommen bekannt, in der nördlichen Oberrheinischen Tiefebene bei Stockstadt am Rhein in Hessen und bei Potsdam in Brandenburg. Chara tenuispina gilt bundesweit als „vom Aussterben bedroht“ (KORSCH et al. 2012).
Umso überraschender ist der Fund dieser botanischen „Kostbarkeit“ im Allgäu, ein Wiederfund für die Flora von Baden-Württemberg. Besonders hervorzuheben hierbei ist der erstmalige Nachweis von Chara tenuispina (Dünnstachelige Armleuchteralge) im Allgäu. Die Pflanze trat 2020 im Moorbad in zwei lokal begrenzten Bereichen auf, zum einen in Form eines schmalen, gestreckten und ufernahen, geschlossenen Streifens in einer Tiefe zwischen 90 und 110 cm, außerdem in einem kleineren Vorkommen in der nördlichen Gewässermitte. Beide Wuchsbereiche umfassten eine Gesamtfläche von ca. 400 m2. Die Pflanzen erreichten an den Wuchsorten eine Höhe von bis zu 20 cm. Eine Nachuntersuchung 2021 bestätigte das Vorkommen an den Standorten des Vorjahres. Neben Chara tenuispina traten größere Bestände von Chara globularis und Nitella spec. teilweise in Vergesellschaftung oder randlichen Verzahnungen auf.